Ausnahmegenehmigung für den Tierschutz – Verein darf Tauben mit Futter locken

Quelle: Verein „Hast du ´nen Vogel?“ e. V.
Verein darf Tauben mit Futter anlocken
Hilfe für verschnürte Stadttauben. Es ist ein alltägliches, aber kaum beachtetes Leid mitten in der Stadt: Stadttauben mit verschnürten Füßen. Die Fäden, die sich um ihre Zehen wickeln – meist Haare, Schnüre oder feine Drähte – schnüren die Durchblutung ab, bis die Tiere schlimmste Verletzungen erleiden oder Gliedmaßen verlieren. Für den Verein „Hast du ’nen Vogel?“ e. V. ist das längst Alltag. Doch jetzt dürfen die Helfer aktiv werden – mit offizieller Erlaubnis der Stadt Haltern.
Die Tierschützer erhielten eine Ausnahmegenehmigung zum Anlocken von Stadttauben mit Futter. Denn ohne Futter kommen die Tiere nicht nah genug heran, um ihnen helfen zu können. „Wir dürfen nun gezielt verschnürte oder verletzte Tauben anlocken, um sie zu sichern und behandeln zu lassen“, erklärt Lisa-Marie Krieger vom Verein. „Das ist ein wichtiger Schritt – endlich können wir legal helfen, statt uns rechtfertigen zu müssen.“

Eiertausch statt Taubenvermehrung
Doch der Verein kümmert sich nicht nur um verletzte Tiere. Ein weiterer Teil seiner Arbeit ist der sogenannte Eiertausch, mit dem die unkontrollierte Vermehrung der Stadttauben auf tierfreundliche Weise begrenzt wird. Dabei werden echte Eier gegen Gipseier ausgetauscht – die Tauben brüten weiter, ohne neues Leben zu erzeugen.
„Allein seit August haben wir 43 Eier getauscht – das bedeutet 43 Jungtiere weniger“, berichtet Krieger. Der Ansatz sei nachhaltig und tiergerecht, denn er verhindere Nachwuchs, ohne den Bruttrieb der Tiere zu stören.

Schuss auf Taube sorgt für Entsetzen
Dennoch bleibt das Verhältnis zwischen Mensch und Stadttaube in Haltern schwierig. Ende September stießen Vereinsmitglieder bei einer Kontrollrunde auf eine angeschossene Taube. Eine Röntgenaufnahme brachte das ganze Ausmaß ans Licht: Ein Projektil hatte sich tief in die Schulter gebohrt. Nur durch eine Notoperation beim Tierarzt konnte das Tier gerettet werden.
Die Tierschützer meldeten den Fall umgehend an Bürgermeister Andreas Stegemann – so, wie er es bereits im Frühjahr erbeten hatte. „Dass mitten in der Stadt jemand auf Tiere schießt, ist erschreckend“, sagt Krieger. Auch die Stadt reagierte betroffen: Man stehe im Austausch mit dem Verein, so eine Sprecherin.

Quelle: Verein „Hast du ´nen Vogel?“ e. V.
Ehrenamt zwischen Idealismus und Aufwand
Die medizinische Versorgung, die Nachsorge und Medikamente kosten Zeit und Geld – allein der letzte Einsatz schlug mit 213 Euro zu Buche, vollständig aus Spenden finanziert. Unterstützung von der Stadt gibt es bisher nicht. „Andere Kommunen zahlen Zuschüsse pro aufgenommenem Tier, hier leider nicht“, sagt Krieger.
Rund 30 Mitglieder zählt der Verein, zehn von ihnen betreiben Pflegestellen im Münsterland und Ruhrgebiet. In Haltern kümmert sich Lisa Schoffer um verletzte Tauben. Erst nachdem sie beim Füttern einer verletzten Taube mit einem Stein beworfen worden war, erhielt der Verein die offizielle Futtererlaubnis – ein kleiner, aber bedeutender Fortschritt.
Mehr Verständnis für Stadttauben
Der Verein wirbt um ein anderes Bild dieser Tiere. „Stadttauben sind keine Schädlinge. Sie sind Nachkommen ehemaliger Haustauben, die ohne menschliche Fürsorge kaum überleben können“, erklärt Krieger.
Für Haltern wünschen sich die Tierschützer mehr Unterstützung – etwa in Form eines städtischen Taubenhauses, wie es in anderen Städten längst existiert. Dort können Futter, Pflege und Eiertausch zentral organisiert werden. „Das wäre ein Gewinn für Mensch und Tier gleichermaßen.“
Hilfe für Halterns Tauben
Verein: Hast du ’nen Vogel? e. V.
Gründung: 2022, Sitz in Olfen/Münster
Mitglieder: ca. 30
Schwerpunkt: Versorgung verletzter Stadttauben und Singvögel, Eiertausch zur Bestandsregulierung
Kontakt: www.hastdunenvogel.de

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