Untersuchungen vor Baubeginn bringen bedeutende Funde aus der Römerzeit ans Licht

Letzte Grabungen vor Baustart
Römerspuren unter St. Laurentius. In Haltern am See stehen die archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände rund um die Kirche St. Laurentius kurz vor dem Abschluss. Grund für die umfangreichen Arbeiten war der geplante Bau des neuen Laurentius-Campus, einem Zentrum für Gemeindearbeit und Senioren.
Bevor auf dem rund 8.200 Quadratmeter großen Gelände der erste Spatenstich erfolgen kann, untersuchte eine archäologische Fachfirma das Areal – begleitet von der LWL-Archäologie für Westfalen. Das Untersuchungsgebiet liegt im Nordosten des ehemaligen Römerlagers Haltern und somit nahe des historischen Osttores.

Tiefe Gruben und römische Architektur
Die Funde der Römerspuren unter St. Laurentius sind für die Forschenden von großer Bedeutung. So stießen sie auf Pfostenpaare der einstigen Holz-Erde-Mauer, auf zwei Lagergräben sowie auf Fundamentspuren von Centurionenhäusern, deren Größe mit heutigen Einfamilienhäusern vergleichbar ist.
Besonders beeindruckend war zudem der Zustand der sogenannten Via Sagularis, einer römischen Wallstraße, die an der Innenseite der Lagerbefestigung verlief. Dort fanden die Archäologen Gruben von über drei Metern Tiefe, einen Backofen sowie verbrannte Lehmwandreste, die auf frühere Bauphasen hindeuten.

„Hier gibt es kaum einen Quadratmeter ohne römischen Eingriff“, erklärte Grabungsleiterin Dr. Martha Zur-Schaepers. Auch Dr. Bettina Tremmel, Römer-Expertin der LWL-Archäologie, vermutet Römerspuren aus mehreren Lagerphasen unter St. Laurentius – inklusive früherer Feldlager.

Militärische Funde und seltene Keramik
Neben Sohlennägeln römischer Stiefel, einem Lanzenschuh und weiterem Militärzubehör fanden die Archäologinnen und Archäologen auch zahlreiche Alltagsgegenstände: darunter augusteische Münzen, Koch- und Tafelgeschirr sowie ein besonders seltener Fund.
Eine Terra-Rubra-Scherbe, die der sogenannten „Belgischen Ware“ aus Nordgallien zugeordnet wird, stellt außerdem einen archäologischen Höhepunkt dar. Sie gehört zu einem altertümlichen Schalentyp, der bislang im Hauptlager von Haltern nicht nachgewiesen wurde.

Abschluss der Arbeiten und Ausblick
Der Baustart für den Laurentius-Campus ist für Anfang August 2025 geplant. Bis dahin sollen die meisten archäologischen Maßnahmen abgeschlossen sein. Letzte Ausgrabungen werden parallel zum Bau weitergeführt, vor allem in Bereichen, die erst später erschlossen werden.
Zudem beginnt nun die detaillierte Auswertung der Grabungsfunde. Fachleute aus der Archäobotanik und Sedimentologie untersuchen die Inhalte der Gruben, um somit weitere Erkenntnisse zur Nutzung und Geschichte des Areals zu gewinnen.
Die Entdeckungen unterstreichen einmal mehr die archäologische Bedeutung Halterns als zentraler Ort römischer Geschichte in Nordrhein-Westfalen.

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